Was ist eigentlich ein Roman?

Was ist eigentlich ein Roman?

Wir reden über Romane, doch was ist das überhaupt?

„auß Kunst gezierte beschreibene Liebes Geschichten in ungebundener Rede zu Unterrichtung und Lust des Lesers.“ – Pierre Daniel Huet, 1670.

„innere Geschichte des Menschen“ – Friedrich von Blanckenburg, 1774.

„Der Roman ist eine subjektive Epopöe, in welcher der Verfasser sich ausbittet, die Welt nach seiner Weise zu behandeln. Es fragt sich also nur, ob er eine Weise habe; das andere wird sich schon finden.“ – Johann Wolfgang Goethe, Maximen und Reflexionen, um 1829.

Aus: Jochen Vogt, Einladung zur Literaturwissenschaft, 6. Auflage, 2008.

Anders gesagt, gehört der Roman zur literarischen Gattungsform der Epik. Er ist fiktional, auch wenn er auf wahren Ereignissen beruht, und in Prosa verfasst. Die Handlung ist komplex und kann aus mehreren Strängen bestehen. Ein Roman ist immer verschriftlicht, bleibt also gleich.

Der Roman hat eigene Merkmale. Man könnte aber sagen: Er hat einen Anfang und ein Ende. Dazwischen liegen unterschiedliche Formen von Romanen, die sich mit der Zeit weiterentwickelt haben.

Umfang

Bei vielen Handlungssträngen und Figuren braucht ein Roman Platz. Durch die vielen Details wird kaum ein Roman unter 100 Seiten entstehen. Der Inhalt wird dann meist in Kapitel unterteilt und wenn ein Roman für die ganze Geschichte nicht ausreicht, dann entsteht eine Romanreihe mit mehreren Büchern.

Zeit

Ein Merkmal bei Romanen ist die Zeit. Die erzählte Zeit ist die Zeitspanne der Geschichte, zum Beispiel einige Jahrzehnte aus dem Leben der Hauptfigur. Sie ist gewöhnlich länger als die Erzählzeit. Dies ist die Zeit, die wir zum Lesen des Textes brauchen. Das können ein paar Stunden sein.

Wenn die erzählte Zeit länger als die Erzählzeit ist, nennt man das Zeitraffung.

Eine Zeitdehnung entsteht, wenn die Erzählzeit länger als die erzählte Zeit ist. Das geschieht zum Beispiel bei ausführlichen Beschreibungen oder einem inneren Monolog.

Bei einer Zeitdeckung sind beide gleich lang, zum Beispiel bei einem Dialog.

Zusätzlich kann ein Roman sein Geschehen chronologisch erzählen oder diskontinuierlich. Das kann zum Beispiel durch Zeitsprünge oder Rückblenden geschehen.

Handlung und Figuren

Die Handlung eines Romans ist komplex und kann aus vielen Handlungssträngen bestehen. Das passiert zum Beispiel durch eine hohe Anzahl an Figuren.

Über Figurenerstellung haben wir euch bereits einiges erzählt → Figurenerstellung

Erzählperspektive

Die Erzählperspektive kann durch eine*n auktoriale*n Erzähler*in, eine*n Ich-Erzähler*in, eine*n personale*n Erzähler*in oder eine*n neutrale*n Erzähler*in vorgebracht werden. Sie können sich sogar abwechseln.

Zu Erzählperspektiven und was das alles bedeutet, gibt es HIER mehr.

Genres

Ein Genre ist eine Unterform des Romans mit eigenen Merkmalen. Diese haben sich in den letzten Jahrhunderten entwickelt.

Man kann sie sortieren nach:

  • Inhalt oder behandeltem Thema → z. B. historische Romane
  • Schreibweise oder Erzählweise → z. B. Briefromane
  • Zielsetzung → z. B. Bildungsromane
  • Wertung des Inhalts → z. B. Groschenromane

„Der Kriminalroman handelt vom logischen Denken und verlangt vom Leser logisches Denken. Er steht dem Kreuzworträtsel nahe, was das betrifft. Dementsprechend hat er ein Schema und zeigt seine Kraft in der Variation.“ – Bertolt Brecht, Über die Popularität des Kriminalromans, um 1938.

Aus: Jochen Vogt, Einladung zur Literaturwissenschaft, 6. Auflage, 2008.

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