Die Normseite
Beim Schreiben stoßen wir irgendwann unweigerlich auf die Normseite. Sie schleicht sich an und lauert uns auf. Überall will sie mitspielen. Aber was ist sie überhaupt?
Die Normseite ist eine Formatierung für Dokumente, die unter anderem in der Buchbranche verwendet wird. Sie erleichtert das Arbeiten mit den Texten und auch die Honorarberechnung. Da alle auf einer gleichen Formatierung arbeiten, kann zum Beispiel die Größe eines Projektes sofort eingeschätzt werden oder der Preis für ein Lektorat. Wenn wir also verschiedene Websites öffnen, um vielleicht einen Verlag oder eine Agentur anzuschreiben, werden wir die Normseiten genau so erwähnt finden, wie bei einem Lektorat, einer Übersetzung oder bei Ausschreibungen.
Die Normseite begleitet die Buchbranche schon eine ganze Weile. Sie stammt aus der Zeit der Schreibmaschine, weshalb bei der Normseite auch in Anschlägen gerechnet wird, nicht in Zeichen.
Aber wie wird die Normseite nun formatiert?
– 30 Zeilen pro Seite
– 60 Anschläge pro Zeile, das ist inklusive Leer- und Satzzeichen
– Courier New (oder andere „nichtproportionale Schriftarten“) in Größe 12 (oder 13, je nach Schriftart)
– 1,5-facher Zeilenabstand
– Seitenränder: diese variieren. Wenn keine speziellen Angaben gemacht werden, dann ist es frei auswählbar, solange eben die 60 Anschläge pro Zeile und die 30 Zeilen pro Seite eingehalten werden.
– Der Text wird linksbündig gesetzt.
– Keine Silbentrennung
– Mit Seitenzahlen
– Und Name und Arbeitstitel befinden sich in der Kopf- oder Fußzeile.
Soweit wurde es in Deutschland vor einer ganzen Weile festgelegt. In anderen Ländern können diese Angaben variieren.
Aber Achtung! Viele teilen nun einfach ihre Zeichen im Manuskript durch die 1800 Zeichen einer Normseite und glauben, die richtige Anzahl Seiten zu haben. Dem ist nicht so. Da wirklich jeder Anschlag einberechnet wird, ist diese Zahl verfälscht. Auf einer Normseite zählen nicht nur die Buchstaben, Leerzeichen und Satzzeichen, sondern auch alle anderen Stellen, die frei geblieben sind, zum Beispiel, weil ein Dialog vielleicht schon nach drei Wörtern auf der Zeile zu Ende ist, oder weil das Kapitel endet. Der Rest einer Zeile oder eben alle diese leeren Zeilen am Ende des Kapitels, werden ebenfalls gezählt.
Die Normseite ist auch nicht die fertige Buchseite. Buchseiten werden später gesetzt und können noch einmal ganz anders aussehen. Wenn wir uns die Bücher in unseren Regalen anschauen, stellen wir fest, dass diese alle recht unterschiedlich sind, wenn es um Schrift und Schriftgröße geht. Dies ist ein späterer Arbeitsschritt, der hier noch gar nicht einberechnet wird.
Die Normseite ist also ein Hilfsmittel in der Arbeit mit Texten, die es ermöglicht, den Umfang einzuschätzen und Abläufe zu vereinfachen.
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Wie viele Normseiten hatte euer längstes Projekt bisher?