Der innere Kritiker

Der innere Kritiker

Der innere Kritiker ist die Stimme in unserem Kopf, die uns regelmäßig unsere Schwächen und Unsicherheiten vorzeigt, meist in Form negativer Gedanken und Glaubenssätze. Dabei ist seine Aufgabe gar nicht, uns fertig zu machen. Eigentlich möchte der innere Kritiker uns schützen, denn er hat Angst, wir könnten enttäuscht oder angegriffen werden.

Während seine Absichten also eigentlich positiv sind, ist sein Vorgehen für uns alles andere als das. Er hält uns ab und stellt sich uns in den Weg. Er möchte nicht, dass wir unser Buch beenden, denn sonst veröffentlichen wir das und er bekommt erneut Angst. Er bringt Aussagen mit wie:

  • Du schaffst das eh nicht!
  • Alle anderen können das besser als du!
  • Irgendetwas stimmt mit dir nicht!
  • Du kannst nicht schreiben!

In der Logik des inneren Kritikers übertreibt er und führt Selbstgespräche, die nichts mit der Realität zu tun haben. Das Ausmaß seiner Vorstellungen findet nur in unseren Köpfen statt.

Wir neigen dazu, uns mit diesen negativen Aussagen und Glaubenssätzen zu identifizieren und sie zu verinnerlichen.

Mit dem inneren Kritiker umgehen

Identifizieren

Oft ist uns gar nicht bewusst, dass der Kritiker gerade die Gedanken lenkt. Wir bemerken vielleicht irgendwann, dass wir aktuell sehr starke Selbstzweifel und Versagensgefühle haben, zusätzlich zu einem großen Maß an Selbstkritik. All dies wiederum wirkt sich negativ auf unser Selbstwertgefühl aus. Das gibt den negativen Glaubenssätzen Nahrung und sie können sich verfestigen.

Abstand nehmen

Einige kennen das vielleicht aus der Meditation: Nimm dir Zeit, setze dich ruhig hin und beobachte deine Gedanken. Mach einen Schritt von ihnen zurück und lass sie ziehen. Bewerte sie nicht. Nimm sie einfach wahr.

Aufschreiben

Da wir gerade schon bei unseren Gedanken sind, können wir uns auch gezielt mit unserem inneren Kritiker hinsetzen. Ihr könnt ihm in Gedanken jegliche Form und Namen geben. Was sagt er euch? Hört hin und schreibt es auf. Einige dieser Gedanken sind vielleicht sehr stark und das Aufschreiben sollte etwas Intensität herausnehmen.

Mitgefühl und Trost spenden

Wenn wir an diese negativen Gedanken denken, was würden wir Freund*innen sagen und raten, wenn sie so zu sich selbst sprechen würden? Wir würden ihnen Mut zusprechen, Mitgefühl und Verständnis entgegen bringen und sie trösten. Wir würden versuchen, ihnen positive Gedanken stattdessen als Rat zu geben.

Wenn wir einen Moment innehalten, dann können wir versuchen, dieses Mitgefühl auf uns selbst anzuwenden. Es wird sich möglicherweise etwas seltsam anfühlen, denn wir sind das vielleicht nicht gewohnt. Und während wir mit uns fühlen und ein wenig Abstand zu unseren negativen Gedanken haben, können wir auf diesen inneren Kritiker zugehen und ihn trösten. Wir wissen schließlich, dass er uns nur vor Schlimmem bewahren möchte, manchmal müssen wir aber auch über seine Grenzen hinaus treten, um überhaupt die Dinge zu leben, die uns Freude bereiten. Und das bedeutet ja nicht gleich Lebensgefahr.

Etwas entgegen setzen

Jetzt, da wir den inneren Kritiker in uns identifiziert haben, ist es an der Zeit, ihm unseren liebevollen Begleiter vorzustellen. Dieser Begleiter kann ebenfalls jegliche Form und Namen haben, die wir ihm geben möchten. Er begegnet uns und unserem Kritiker stets liebevoll und mitfühlend.

Schaue dir deine vorher aufgeschriebenen negativen Gedanken und Glaubenssätze an. Lasse deinen neuen Begleiter zu jedem davon einen neuen Satz formulieren. Einen, der das ganze liebevoll ins Positive umschreibt. Aus „Du kannst nicht schreiben!“ kann dann ein „Niemand fängt als Meister an, alle beginnen mit Übungen. Wenn du übst, wirst du besser schreiben können.“ werden.

Zum Schluss

Wenn wir schreiben, mischt sich der innere Kritiker gerne ein. Er hindert uns vom ersten Satz an, denn wenn wir nichts zu Ende bringen, wird auch keine Enttäuschung auf uns warten. Auch wenn es nicht immer einfach ist, sollten wir den inneren Kritiker nicht zur Erstellung der Rohfassung einladen. Wir können ihn aber vertrösten, denn seine analytischen Fähigkeiten und sein Talent, Fehler zu finden, können wir garantiert bei der Überarbeitung gebrauchen.

Natürlich auch dann nur in Maßen, denn wenn die negativen Gedanken zu viel werden, lenken wir uns ab und schauen nicht mehr auf das Wesentliche. In solchen Momenten nehmen wir dann wieder ein wenig Abstand schauen uns die Liste mit den positiven Gedanken unseres Begleiters an.

Sollten dich negative Gedanken zu sehr belasten und du alleine nicht mit ihnen klar kommen, dann ist vielleicht eine Beratung, Coaching oder auch eine Therapie ratsam. Sei geduldig mit dir und wisse, dass du es wert bist, auf dich selbst zu achten und dich zu deiner Priorität zu machen.

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