Der erste Satz
Habt ihr euch Gedanken über euren ersten Satz gemacht? Wenn nicht, dann solltet ihr das spätestens jetzt nachholen. Der erste Satz ist der wichtigste, wenn ihr möchtet, dass die Lesenden weiter lesen. Er ist die Tür zu eurem Roman und ihr möchtet sicherlich, dass viele neugierig hindurch kommen, um die Geschichte zu entdecken.
Stellt euch vor, jemand nimmt euer Buch in die Hand und ist angetan. Dann öffnet die Person das Buch, liest den ersten Satz und legt es wieder hin. Das möchten wir vermeiden.
Aber was sollen die Lesenden entdecken, wenn sie an dieser Tür stehen, die unser erster Satz ist? Da gibt es natürlich vieles, auf das wir uns konzentrieren können, alles unterzubringen wäre aber schwierig. Da wären:
- Atmosphäre
- Konflikte
- Setting
- Rätsel
- Tonalität
- Zentrale Themen
- Figuren
Der erste Satz ist eine Art Köder, der die Lesenden hinein zieht und sie dazu bringt, weiter zu lesen. Dafür gibt es verschiedene Techniken:
- Irritation
- Ironie
- Etwas nicht-alltägliches
- Eine überraschende Wendung
- Ein*e ungewöhnliche*r Erzähler*in
- Eine ungewöhnliche Situation
- Ein besonderes Schicksal
- Good vibes
- “Nichts ist in Ordnung”
- Sofort mitten im Geschehen
Wichtig ist hier, dass wir nicht sofort alles hineinwerfen, was wir haben. Wir brauchen noch Luft nach oben. Es braucht Platz für eine Steigerung. Wir möchten im ersten Satz nicht schon das Ende vorwegnehmen, kleine Hinweise dürfen wir aber natürlich platzieren. Ebenfalls sollten wir sowohl unser Genre, als auch unsere Zielgruppe im Hinterkopf behalten, wenn wir uns an den ersten Satz setzen.
Nun denken wir uns, dass es doch viel zu kompliziert klingt, mit dem perfekten ersten Satz in die Geschichte zu starten. Das ist wahrscheinlich auch so. Daher meine Empfehlung: Beginne mit irgendeinem Satz und schreibe weiter. Später kannst du den ersten Satz noch immer überarbeiten. Es bringt also nichts, sich am Anfang den Kopf zu zerbrechen, wenn sich danach noch so viel ändern kann. Vielleicht schreiben wir den Anfang noch mehrfach um, dann müssten wir uns jedes Mal einen super ersten Satz ausdenken. Da ist es doch einfacher, erst später, irgendwann beim Überarbeiten, nach dem ersten Satz zu suchen.
Weitere Tipps für den ersten Satz:
- Erwecke Gefühle bei den Lesenden. Das kann ein bizarres Detail über eine Figur sein oder etwas, das zum Beispiel Fröhlichkeit, Traurigkeit oder Angst hervorruft.
- Stelle eine Frage. Vielleicht habt ihr das beim ersten Satz dieses Artikels gemerkt: Ich habe eine Frage gestellt und danach eine Erläuterung gegeben. Das ist ebenfalls eine gute Möglichkeit, in eine Geschichte zu starten.
- Zeige, was die Lesenden in der Geschichte erwartet. Dieser Satz könnte den Hauptpunkt der Geschichte aufbringen, zum Beispiel eine Stärke oder Schwäche der Hauptfigur, eine Hürde, die es zu überwinden gibt, oder vielleicht auch Hinweise dazu, wie die Hauptfigur diese Herausforderungen angehen wird.
- Hintergrundinformation: Das kann zum Beispiel ein Flashback sein, das gerade genug Informationen gibt, um zu erklären, wie die Figur an dieser Stelle angekommen ist, ohne dabei zu viel zu sein.
- Stelle deine Hauptfigur in einer besonderen Art vor. Zum Beispiel, wenn die Figur ein besonderes Merkmal hat oder sich außergewöhnlich kleidet, etc.
- Das Setting beschreiben, indem man zum Beispiel sehr genau erklärt, wie die Umgebung aussieht. Es kann auch das Klima einbeziehen, wenn es relevant ist. Versuche, ein Bild entstehen zu lassen.
- Wenn du es danach noch schwierig findest, einen ersten Satz zu schreiben, lies dir die ersten Sätze deiner Lieblingsbücher durch. Lass dich inspirieren von der Art und Weise in diesen Büchern.
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Was ist dein liebster erster Satz aus deinen eigenen Projekten oder aus einem Buch, das du gelesen hast?