Bianca erzählt: Wie die (mentale) Gesundheit mein Schreiben blockierte

Bianca erzählt: Wie die (mentale) Gesundheit mein Schreiben blockierte

Schreiben und mentale Gesundheit. Vor allem der mentale Teil ist nicht immer einfach. Und genau so fühlt es sich auch an, jetzt darüber zu schreiben. Nicht einfach. Aber dennoch ist es auch ein Thema, mit dem ich nicht alleine bin und daher ist es für mich in Ordnung, darüber zu reden.

Zu mir diesbezüglich: Mit 12 fingen die Depressionen an, über das Jugendalter und Anfang 20 hinaus in Wellen, mal schlimmer, mal nicht ganz so schlimm. Ungefähr mit Mitte 20 kam dann der Sturzflug nach unten. Jetzt, mit 33, dann die ADHS Diagnose und damit auch die ersten paar Stufen aus dem tiefen Loch der schweren Depression. Nun sind wir hier, an dem Teil, wo ich langsam wieder ins Schreiben zurückfinde.

Lustigerweise (oder auch weniger lustig, aber ihr wisst schon) saß ich in letzter Zeit da und wollte etwas für den heutigen Artikel schreiben. Mir fiel nichts ein. Nun kam der Tag immer näher und ich hatte immer noch kein Wort auf dem Papier. Selbst mit einer ellenlangen Liste an Themen, nichts sprach mich an. Kurz glaubte ich, eine Blockade ziehe auf. Und dann dachte ich mir, warum schreibe ich nicht genau darüber? Es ist immer schön, wenn wir von Erfolgen berichten können. Es ist hilfreich, Artikel mit Tipps und Tricks zu bringen. Aber was bringt es mir, wenn ich in meinem Kopf nicht weiter komme? Was ist, wenn das Leben zu viel Energie fordert und meine liebste Beschäftigung – das Geschichten schreiben – bleibt auf der Strecke? Wo bleibe ich da?

Natürlich kann und will ich hier keine therapeutischen Ratschläge geben, dafür gehen wir dann zur Therapie (wenn wir denn mal irgendwann und irgendwo einen Platz kriegen). Aber dieses Ringen mit sich selbst, das ist garantiert nicht nur bei mir so. Ich glaube, da muss ich auch gar nicht weiter ausführen, wie das unser Leben generell beeinträchtigen kann, dazu gibt es unzählige Artikel und Videos, die Fakten besser aufzeigen können, als ich es wahrscheinlich könnte.

Bei mir hat es das Schreiben erst einmal für eine ganze lange Weile zerstört. Ich habe in den letzten Jahren kaum etwas geschafft und das empfand ich auch noch als äußerst schlecht. Ich hatte früher Ideen, Pläne, wann ich was schreibe und wie ich es wo veröffentliche. Und dann ist einfach gar nichts passiert. Dass ich selbst das Schreiben nicht mehr hin bekam, war für mich sehr schlimm. Es war ein feste eingeplanter Teil meiner Zukunft und nun klappte es nicht mehr. Das wiederum blockierte mich noch mehr.

Ich kann auch gar nicht genau sagen, was den Stein wieder ins Rollen brachte. Irgendwo ist ein Knoten geplatzt und so langsam, gaaanz langsam, kommen die ersten Wörter wieder durch. Vielleicht lag es an dem nun kürzlich bestätigten Verdacht, ADHS zu haben. So vieles ergab plötzlich Sinn, dass es ein regelrechtes Aufatmen meines Gehirns war. Und ich vermute, dass es daran lag.

Nachdem ich Richtung Ende letzten Jahres nur hier und da ein paar Kleinigkeiten geschrieben hatte, wollte ich dieses Jahr wieder größer hinaus. Ich habe mir ein Ziel von 200.000 Wörtern für das ganze Jahr gesetzt. Ich dachte, gut 500 Wörter am Tag sind durchaus drin. Und was soll ich sagen?

Ja, ich liege im Rückstand, ganz klar, aber man kann deutlich sehen, wie es immer mehr anhebt. Anfang des Jahres habe ich beinahe nichts geschafft, nun stehen den 30.000 Wörtern diesen Monat schon nichts mehr im Weg. Das Ziel ist also noch nicht aus der Welt. Da ist noch alles drin!

Was ich aber ganz klar sagen muss: Ich bin mit dem, was ich schreibe, gerade null zufrieden. Ich bin mir sicher, dass ich als Jugendliche schon besser geschrieben habe, als jetzt. Aber was ich auch weiß, ist, dass ich nur etwas überarbeiten kann, was existiert. Ich sehe es als eine Vorfassung der Rohfassung, also als Version -1 wahrscheinlich. Aber das nimmt den Druck raus und auch wenn ich mir bewusst bin, dass ich gerade den größten Blödsinn geschrieben habe, bin ich trotzdem sehr froh mit diesen Worten, denn sie bedeuten, dass ich langsam voran komme.

Ich weiß also nicht, ob ich einen speziellen Tipp geben kann. Ich weiß nur, dass es mir geholfen hat, es langsam anzugehen und mich nicht unnötig in noch mehr Stress zu versetzen. Wenn ich mir bewusst mache, dass ich danach auch noch 20 Versionen schreiben könnte, dann sieht diese erste gar nicht mal so stresswürdig aus.

Zum Abschluss: Ihr müsst niemandem etwas mit eurem Schreiben beweisen, ihr müsst euch nicht rechtfertigen, also lasst euch auch nicht verrückt machen. Vergleicht euch vor allem nicht mit anderen, denn jeder Weg ist einzigartig. Und wenn ihr jetzt möchtet, lasst uns gemeinsam ein paar Sätze in unsere Manuskripte schreiben.

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